30. Internationale Keramikwochen Hüfingen

Die Internationalen Keramikwochen Hüfingen jähren sich 2022 zum 30. Mal – ein
beeindruckendes Jubiläum, aber auch die richtige Zeit für ein visuelles und inhaltliches
„Facelift“, der richtige Moment, neue Impulse zu setzen und frische Ideen einzubringen.
Die Fäden der renommierten Internationalen Keramikwochen, aus der Taufe gehoben
1992 und bis 2015 geleitet von Ingrid Rockrohr, von 2016 bis 2021 organisiert von Dr.
Walter Lokau, hält nun ein Dreier-Team in den Händen, das die unterschiedlichen
Schaffensschwerpunkte nutzen möchte, um Synergien zu generieren, Aktualität zu
gewährleisten und zugleich das hochkarätige Niveau der Veranstaltung zu sichern. Die
organisatorische Verantwortung seitens der Stadt Hüfingen obliegt nun Sarah Höfler
vom Amt für Kultur und Tourismus. Die künstlerische Leitung der Ausstellungen im
Museum und Rathaus übernimmt Ariane Faller-Budasz, Kuratorin des Stadtmuseums für
Kunst und Geschichte. Der Keramiker Markus Klausmann bringt seine langjährige
Erfahrung in die nachhaltige Strukturierung des Töpfermarktes ein.
Starten werden die Keramikwochen dieses Jahr nicht wie gewohnt mit der Vernissage
der Ausstellungen am Freitagabend, sondern mit Beginn des Töpfermarktes auf dem
Sennhofplatz am Samstag, dem 10. September, um 10 Uhr. Parallel findet eine Preview
der Ausstellungen von Lea Georg aus Zürich und Elisa Stützle-Siegsmund aus Müllheim im
Stadtmuseum statt. Eröffnet werden die Ausstellungen am Samstag, dem 10.09., um 19
Uhr im Museum.

Verbindungen und Kompositionen sind zentrale Themen im Werk der Zürcher Künstlerin
Lea Georg. Im Stadtmuseum für Kunst und Geschichte Hüfingen stellt Lea Georg ihre
weithin bekannten Gefäßobjekt-Dialoge aus gegossenem, gesägtem und poliertem
Porzellan der ganz aktuellen Gruppe der „Inoai“ gegenüber und konfrontiert sie mit
ihren gänzlich unterschiedlichen Ordnungen und Oberflächen. Klare, minimalistisch-
konkrete Formensprache begegnet lebendig-körperhaften, dynamisch strukturierten
Gefäßobjekten – „Inoai“ genannt. Angesichts der Flüchtlingskrise und den damit
verbundenen existenziellen Gedanken und Nöten der Menschen, beschloss auch Lea
Georg, ihr gewohntes Terrain des konzeptionell Geplanten, des Rationalen zu verlassen
und eine ganz neue Arbeit zu entwickeln, die spontan und intuitiv entstehen durfte.
Geheimnisvoll und wesenartig bewegen sich die Inoai zwischen den Zuordnungen des
Figürlichen und Abstrakten, des Floralen und Architektonischen.
„Ich liebe einerseits die Formbarkeit des Materials sowie das Berühren und Berührt-
werden von der Tonerde“, sagt Lea Georg, „andererseits fasziniert mich im
Arbeitsprozess die intensive Konfrontation mit dem Kreislauf des Werdens und
Vergehens: das Erleben und Aushalten von Pol und Gegenpol, wie beispielsweise
aufbauen und abtragen, formen und loslassen, fließen und erstarren, gelingen und
scheitern.“

Lea Georg studierte am Instituto Statale d’Arte per la Ceramica G. Ballardini in Faenza,
Italien, an der Fachhochschule in Krefeld, an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in
Zürich sowie am Institut für Intergrale Pädagogik und Persönlichkeitsentwicklung in Bern.
Seit 1993 betreibt sie ein Atelier in Zürich. Ihr Werk wurde mit zahlreichen Preisen
ausgezeichnet. Die Künstlerin ist Mitglied der International Academy of Ceramics,
Swissceramics und dem Form Forum Schweiz.

Ihre großformatigen, gebauten Kugel-und Gefäßplastiken zeigt Elisa Stützle-Siegsmund
in der Hüfinger Ausstellung in Kombination mit Reihen und Verdichtungen kleiner
Gefäßformen und Kuppelobjekte, von der Künstlerin als „Behausungen“ bezeichnet. Die
charakteristische Formensprache ihrer Arbeiten entwickelte Elisa Stützle-Siegsmund
durch ihr besonderes Augenmerk auf körperbezogenes Format, Volumen und genuine
Oberflächenbearbeitungen ihrer Werke, die im Ausstellungskontext kontrastieren und
korrespondieren, stets jedoch, ohne ihre Eigenständigkeit infrage zu stellen.
„In Glen Echo/Washington DC, wo ich studierte“, so die Künstlerin, „wurde die
japanische Keramiktradition sehr geschätzt, die geprägt ist von einer starken
Empfindung für Materialität und die Sichtbarkeit des Herstellungsprozesses. Das
Unperfekte und Zufällige wird als vollkommen und als ästhetische Qualität erlebt; die
Natur und ihre Prozesse sind unergründbare Ressourcen dafür.“ Dieser Prämisse ist
Stützle-Siegsmund treu geblieben. Auch die Materialien für die individuellen
Bemalungenihrer Plastiken stammen vorwiegend aus der Region, aus Süddeutschland
und den angrenzenden Ländern, um dem jeweils spezifischen Farbspektrum Ausdruck
zu verleihen.
Stützle-Siegsmund wurde 1962 in Bad Saulgau geboren und studierte, nach einem
Studium an der FHT Stuttgart und der anschließenden Arbeit als Ingenieurin, von 1991 bis
1993 Keramik und Keramikdesign bei Jeff Kirk in Glen-Echo-Pottery-Studios, Washington
DC (USA). Nach einer Fortbildung in der Staatl. Majolika-Manufaktur Karlsruhe arbeitete
sie in Ateliers in Heidelberg, Berlin und seit 2008 in Müllheim bei Freiburg sowie in Bad
Saulgau. Die Künstlerin ist Mitglied der GEDOK des BdK. 2018 erhielt sie den Staatspreis
Gestaltung Kunst Handwerk des Landes Baden-Württemberg.

Im schönen Ambiente der Rathausgalerie wird ab Samstag, 16 Uhr, unter dem Titel
„Glanzstücke – The Best of the Year 2022“ die Wettbewerbsausstellung der
Töpfermarktteilnehmer*innen stattfinden. Erstmals wird ein Jurypreis ausgelobt, der im
Rahmen der gemeinsamen Vernissage am Samstag, dem 10.09., um 19 Uhr im
Stadtmuseum verliehen werden wird. Die diesjährige Jury bilden die Keramikexpertin Dr.
Maria Schüly aus Freiburg, Bürgermeister Michael Kollmeier und Kuratorin Ariane Faller-
Budasz. Der beliebte Publikumspreis bleibt zusätzlich erhalten.

Viele weitere Highlights erwarten die Besucher am Töpfermarktwochenende des 10. und
11.09.. Die Ausstellungen im Stadtmuseum Hüfingen sind ebenfalls zu den Zeiten des
Marktes sowie an den darauffolgenden Sonntagen bis einschließlich 25.09., von 14 bis 17
Uhr und nach Vereinbarung geöffnet.

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