Leben
Franz Xaver Reich (*Hüfingen, 1. August 1815, † Hüfingen, 8. Oktober 1881) war ein bedeutender neoklassizistischer Bildhauer. Seine Werke sind in München, Karlsruhe, Baden-Baden, Kehl und Donaueschingen zu finden.
Ersten Unterricht und künstlerische Anregung verdankt der später erfolgreiche Bildhauer seinem Vater Luzian Reich d. Ä. Unter dessen Anleitung eignete er sich erste Fertigkeiten der Plastik und der Bildhauerei an. Bald schon ging er seinem Vater in dessen Werkstatt zur Hand und begann die Inschriften in Grabdenkmäler einzumeißeln, die dort in Arbeit waren.
Als Reich etwa 16 Jahre alt war, kehrte der in Donaueschingen geborene Bildhauer Johann Nepomuk Zwerger (1796 – 1868) von einem Aufenthalt in Rom in seine Heimatstadt zurück. Auf Empfehlung von Musikdirektor Johann Nepomuk Schelble erhielt Zwerger einen Ruf an das Städelsche Institut in Frankfurt a. M. Zwerger hatte das Talent des jungen aufstrebenden Bildhauers erkannt und nahm Franz Xaver Reich 1832, erst 17 Jahre alt, als Schüler auf.
Die erste eigene Arbeit Reichs war die nach einem Stich modellierte Büste Ludwig van Beethovens. Sie fand großen Anklang und wurde durch den Gipsgießer Vanni vervielfältigt.
Gegen Ende des Jahres 1836 siedelte Franz Xaver Reich nach München über. Er folgte einer Einladung des österreichischen Bildhauers Ludwig Schaller (1804 – 1865), den er auf einer Reise zur Kur nach Bad Gastein kennen gelernt hatte. Reich arbeitete in dessen Werkstatt nach Entwürfen des Meisters und fertigte eine Holbeinstatue für die Münchner Pinakothek. Nach Vollendung des Auftrags kehrte Reich nach Hüfingen zurück.
Dank der Empfehlung des Hofrats und fürstlichen Leibarztes Wilhelm August Rehmann wurde der kunstsinnige Fürst Karl Egon II. zu Fürstenberg ein wohlwollender Förderer Franz Xaver Reichs. Er erteilte dem jungen Bildhauer zahlreiche Aufträge. Unter anderem schuf er die Donaugruppe, die noch heute auf der Pfaueninsel im Schlosspark zu sehen ist. Reich erhielt die Möglichkeit, sich ein Atelier im fürstlichen Schloss von Hüfingen einzurichten.
Die Bekanntschaft mit dem badischen Baumeister Heinrich Hübsch (1795 – 1863) verhalf Reich zum Auftrag des Giebelfeldes der damals im Bau befindlichen Trinkhalle zu Baden-Baden. Dieses Projekt erbrachte den endgültigen Beweis für Reichs Begabung und ihm die Anerkennung als Künstler.
Zur Vollendung seiner künstlerischen Lehrjahre unternahm Franz Xaver Reich 1842 eine Romreise. Danach folgten kurze Aufenthalte in Pisa, Florenz und Verona im April 1843. Aus Italien brachte Reich auch die Tradition der Blumenteppiche mit auf die Baar. An Fronleichnam des gleichen Jahres soll er nach italienischem Vorbild aus Portici, unweit des Vesuvs gelegen, in der Hauptstraße Hüfingens den ersten Blumenteppich gestaltet haben und so den Grundstein zu einer langen Tradition gelegt haben.
Nach seiner Rückkehr aus Italien rief ihn Heinrich Hübsch erneut nach Karlsruhe. Reich wurde beauftragt die beiden Kolossalstatuen auf den Eckpostamenten der Kunsthalle und nach eigenen Entwürfen und Ideen die Friese über dem Portal zu schaffen, die Zweck und Bestimmung des Gebäudes kennzeichnen sollten. Weitere Aufträge folgten.
Aus familiären Gründen kehrte er, nachdem er seine Arbeit in Baden-Baden beendet hatte, nach Hüfingen zurück, wo ihn seine Frau Josefa Elsässer erwartete. Aus der Ehe gingen sechs Kinder hervor. Sohn Bertold (1854 – 1925) trat in die Fußstapfen seines Vaters.
Reich übernahm die Ziegelbrennerei seines Vaters und gestaltete sie zu einer Terrakotta-Brennerei um. In dieser brannte er den mitunter den plastischen Schmuck des Karlsruher Hoftheaters, das zwischen 1851 und 1853 von Heinrich Hübsch erbaut wurde. Im Einzelnen handelte es sich dabei um 104 Medaillons und Reliefs.
Auch aus dem Hause Fürstenberg erhielt Reich weitere Aufträge. So gestaltete er die Orangerie, die Gewächshäuser und die Figurengruppe „Die junge Donau als Kind im Schoß der Mutter Baar“, die heute an der Vereinigung der beiden Quellflüsse steht. Auch die Innengestaltung der Gruftkirche in Neudingen übernahm Reich im Auftrag von Fürst Karl Egon II.
Zahlreiche weitere Aufträge auf der Baar und in anderen Teilen Badens hat er in den folgenden Jahren verwirklicht. Zudem unterhielt Reich in seinem Schlossatelier auch eine Büchsenmacherwerkstatt, da er in seiner Heimatstadt auch das Amt des Schützenmeisters inne hatte.
Bereits mit 66 Jahren und noch voller Schaffenskraft verstarb Franz Xaver Reich am 8. Oktober 1881. Er liegt auf dem Hüfinger Stadtfriedhof begraben.
Werk
Franz Xaver Reich war ein Vertreter des Klassizismus und der Romantik. Von seiner Anerkennung als Bildhauer und Gestalter zeugen zahlreiche Arbeiten im Auftrag prominenter Persönlichkeiten.
Themen fand er im Rückgriff auf die Antike und in der Orientierung an den Größen einer selbstbewussten und nationalen Kunstauffassung als Ausdruck des wachsenden bürgerlichen Selbstbewusstseins. Seine Arbeiten in Sandstein, Marmor und Terrakotta wurden inspiriert durch sorgfältige Naturbeobachtung, das Studium der antiken Kunst, der Renaissance und nationaler Vorbilder.
Themen fand er im Rückgriff auf die Antike und in der Orientierung an den Größen einer selbstbewussten und nationalen Kunstauffassung als Ausdruck des wachsenden bürgerlichen Selbstbewusstseins. Seine Arbeiten in Sandstein, Marmor und Terrakotta wurden inspiriert durch sorgfältige Naturbeobachtung, das Studium der antiken Kunst, der Renaissance und nationaler Vorbilder.
Allegorische Bildergruppen, idealisierende Portraitbüsten, Reliefs für Repräsentationsbauten und Medaillons trafen den Geist seiner Zeit und machten ihn zu einem vielbeschäftigten und erfolgreichen Künstler und Unternehmer, der von bedeutenden Vertretern der Epoche beschäftigt und geschätzt wurde.
Wirkung
Franz Xaver Reich war bereits zu Lebzeiten erfolgreich. Er hinterließ einen Sohn, Bertold (1854 -1925), der ebenfalls Bildhauer wurde, über den jedoch wenig bekannt ist. Von anderen Schülern F.X. Reichs wurden ebenfalls keine Informationen überliefert. Auch er selbst hinterließ kaum Schriften über seine künstlerische Tätigkeit.